Donnerstag, 4. Oktober 2012

Technomusik




Womit wir wieder mal beim Thema wären. Nun einmal aus den Diskussionen heraus geholt und schriftlich festgehalten. Techno und Elektro zählen für mich nicht zum Gegenstand "Pop". (Wobei es natürlich, das muss ich gleich mal klar stellen, nicht nur einen Grenzbereich gibt, sondern es sich hierbei insgesamt um Grenzbereiche der Kunst handelt. 
Trotzdem möchte ich diesen Gegenstand hier dualistisch behandeln, ohne zu theoretisch zu werden, was ich auch gar nicht kann, um eine Essenz herauszuarbeiten.) 
Sie haben keinen Text, sie Beschreiben keine Tatsachen, oder erzählen. Sie drücken auch nicht die Liebe zum Klang eines Instrumentes aus. Und vor allem: Sie dienen nicht vornehmlich der Befriedigung niederer Bedürfnisse oder dem Heben der Stimmung. 
Es ist nicht ihre Aufgabe kurzweilig zu sein.
 Zumindest sollte es nicht so sein. Denn auch wenn sie sich hier und da genießen lassen, versuchen diese Kunstformen doch immer etwas Konkretes darzustellen. Ähnlich wie die Moldau von Smetana oder Air von Bach gibt es elektronische Musik, die versucht die Natur der Dinge zu beschreiben. 
Die Weite des Weltraums, oder wie hier im Beispiel die Unerbittlichkeit maschineller Vorgänge. Die Stimme der Mathematik und der Uhr. 
Um zum Punkt zu kommen: Diese "Musik" stellt nicht das "Yuppie-ya-Yeah" der Fortschrittsjünger dar, auch wenn sie zum Kundenstamm zählen mögen, sondern wertet überhaupt nicht. Man kann natürlich Bewunderung empfinden, doch liegt es eher nahe, dass man erschaudert und sich auch verstanden fühlt, wenn das alles so mehr oder weniger wohlgeordnet über einen hinwegrollt.
Konkretisiert. 
Wie eine Skulptur im Raum, die einem vor Augen führt, was man eigentlich schon im Unterbewusstsein mit sich herum trägt.  Man kann sich damit identifizieren., was auch Menschen die sich gar nicht kennen mit einander verbinden kann, wie das bei fast allen  Musikrichtungen der Fall ist. (Das ist auch einer der Gründe warum getanzt wird.)

Ein naturverbundener Mensch hat also Recht, wenn er sagt: "Das ist ja immer das Gleiche!" "Hängt die Platte?" -oder "Ist das ein Zahnarztbohrer-Geräusch?"

Der Eindruck, dass diese Musikrichtungen überhaupt gefallen wollen, entsteht nur dadurch, dass Leute versuchen viele Platten zu verkaufen und ein breites Publikum anzusprechen. Das ist per meiner Definition kein Techno. Man vergleiche "Scooter" hiermit:


Es stellt sich eben auch hier wie immer die Frage: Wer macht was und warum? Ich persönlich habe ja kein Problem mit Pop. Jedoch zählen Techno und Elektro meiner Meinung nach zu den zu Unrecht unterschätzten Kunstformen und teilen ihr Schicksal mit anderen postmodernen Medien, wie z.B: Computerspielen. So wie vielen Computerspielen unterstellt wird, sie würden Gewalt verherrlichen und fördern oder wären Zeitverschwendung, wird Elektro und Techno unterstellt sie würden den Drogenkonsum fördern und das befinden auf Dauer schädigen.  Doch tun sie dies meiner Meinung nach nicht mehr, als Trommeln im Busch das seit jeher getan haben, die durch Rhythmus und Tanz zur Ekstase führen. Ich bin nicht der Meinung das alles was tanzbar ist gleich Pop ist. Bei Techno und Elektro dienen Rhythmus und Hall als Stilmittel um Räume zu erschaffen und eben Zustände zu beschreiben, oder zu erschaffen. (z.B.: Breakbeat, Jungle Drum and Bass, 4 to the floor (sic!)) Seit ihrer Entstehung gab es diesen Widerspruch in der Techno/Elektro-Scene. Bis zurück nach Chicago und Detroit. Wo neben den neuen Experimenten eben auch eine neue Popkultur entstand.
Bedauerlicher Weise lernten viele Menschen die eigentlich neuen und experimentellen Künstler gar nicht kennen, da sie der ausgehöhlte und plakative Habitus, dessen was sie präsentiert bekamen, davor abschreckte, sich näher damit zu Beschäftigen und Kultur-relevante Veränderungen zu entdecken. Sie kannten nur die Protagonisten, welche die neuen Möglichkeiten dazu benutzen, althergebrachtes zu wiederholen. (Dune, Scooter, Captain Jack, etc.) Und nur >>Scheinbar<< neu zu erfinden. Doch Computerspiele und Techno brauchen die Menschen mit, von der Popkultur, der Werbung und den Kritikern postulierten Vorurteilen nicht. Sicher wäre es eine Bereicherung, wenn mehr Menschen mit spezifischen Ausbildungen sich damit beschäftigen würden. Nicht nur Techniker, die Geld verdienen wollen, sondern auch Menschen mit klassischen Ausbildungen, die über Kultur -theoretisches Wissen verfügen. (Die auch Geld verdienen wollen :) 
Nein, wir brauchen sie nicht. Es gibt genug gute Beispiele, was die elektronische Musik von Tüftlern bereithalten kann:



Leider hat die Kunst in der elektronischen Musik sich weitestgehend von ihrer Existenz in der Öffentlichkeit verabschiedet. 
Im großen Teich der Popkultur führt sie ein Dasein am Grund. Schon immer versteckt hinter schillernden Ikonen der Plattenindustrie und ohne Stars kann man die Nerds nur auf teuren Festivals und per Zufall in Clubs finden. Wenn man weiß, wonach man sucht.

Selbstverständlich gibt es Namen, an die man sich halten kann. Doch da Techno von Natur aus nicht sehr publikumsorientiert ist, wird er immer wieder von Elektropop überlagert, nach dem das Publikum verlangt.

Der einzige Schluss, den man daraus ziehen kann, ist, dass Techno mit künstlerischem Anspruch verschwinden wird. Schade eigentlich. 
So aufregend einzelne Acts der Popkultur auch sein mögen. Wirklich neues ist eher selten. Jedenfalls neues das nicht offensichtlich dem "Höher, besser, weiter"-Prinzip folgt, sondern eben etwas neues versucht. 

Durch besseres Sampling konnten noch neue Kombinationen versucht werden, hier ein Drum and Bass - Beispiel. Ausgewählt um die Klarheit der Samples zu demonstrieren.




Doch ich frage mich was mit einer Kunstform passiert, wenn sie hauptsächlich als Antidot für eine korrumpierte Kunst dient.  Als Gegenpart zur Werbung. Ich jedenfalls freue mich immer, wenn ich etwas Derartiges finde.

Und zu guter Letzt:




Techno!

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