Samstag, 19. Mai 2007

Und dann war Jos auf einmal tot.
Er wollte einfach nicht mehr weiter leben.
Er hat sich eines Tages aufgegeben,
Ich sah es kommen und stand bloss daneben,
Er hat nicht nur damit gedroht, nein.
Er stieg einfach aus dem Boot.

Man glaubt oft das man einen kennt.
Nun ja, ich habe Jos ganz gut verstanden,
Obwohl wir nicht gleich zueinander fanden.
Er taute auf als wir uns besser kannten,
dann ging ein Riss durch den Zement.
Er war mir plötzlich nicht mehr fremd.

Wenn wir zu zweit an stillen Sommertagen
Im Abendrot am dunklen Wasser lagen,
konnte er mir auf einmal alles sagen,
Er hatte sich an mich gewöhnt
und uns hat nicht mehr viel getrennt.

Er sah mir selten ins Gesicht.

Auch als wir schon beinah Freunde waren.
Er hatte Angst sich ganz zu offenbaren.
Er konnte Stundenlang ins leere starren.
Dann wusste ich er möchte nicht,
Daß man das Schweigen einfach bricht.

Er wollte eine harte Schale haben,
Sich vor der ganzen Welt in sich vergraben,
Ich saß dabei und zwang mich nicht zu fragen,
denn irgendwie da wusste ich,
daß er von ganz alleine spricht.

Und dann hat er von sich erzählt.
Von Eltern die sich immerzu nur streiten,
Er, hin und her gerissen zwischen beiden
und schliesslich lassen sie sich scheiden.
Und wen von beiden er auch wählt:

Er fühlt das ihm der andere fehlt.
Er scheint auf einmal überall zu stören.
Zu keinem Menschen richtig zu gehören,
Er möchte Liebe und erhält:

Viel Schokolade und viel Geld.

Man steckt ihn in ein Internat,
Am Anfang möchte er vor Heimweh sterben,
doch was er fühlt kann er bald gut verbergen,
er ist ein schlechter Kammerad.
Kaum einer gibt sich mit ihm ab.

Nach der Schule lässt er sich so treiben,
will nichts erreichen und will nirgends bleiben.
Nur weil er glaubt Ihn könnte keiner leiden.
Vertraut er keinem guten Rat
Und seine Wege sind nicht grad.

Das alles hat er mir gesagt.
Er konnte früher nie darüber reden.
Doch mir erzählte er sein ganzes Leben.
Hätt ich ihm damals bloss die Hand gegeben
Und ihm gesagt, daß ich ihn mag.

Mein Gott, es war sein letzter Tag.

Den letzten Brief schrieb er an mich
Und darin stand:
Auch Du hast mich belogen,
mit Deinem milden Lächeln
mich betrogen
und mich am Ende wieder abgeschoben.
es denkt halt jeder nur an sich.
und trotzdem hoffte ich auf Dich.
Ich fühlte mich ganz wohl in Deiner Nähe.
Verzeih, wenn ich so einfach gehe,
das ist nur weil ich keinen Sinn mehr sehe.
Ich will nicht mehr.

Leb wohl, Dein Jos

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